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Dopplinger

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Ein Jahr in Jerusalem an der Hebrew University zu studieren hat mir als Student der Evangelischen Theologie in Wien drei neue Zugänge zur Bibel, sowohl zur Hebräischen Bibel als auch zum Neuen Testament ermöglicht. Zunächst einmal hat sich die Art, wie ich die Bibel akademisch betrachte durch das Studium an sich vertieft und geschärft. Des Weiteren hat die Gemeinschaft mit Jüdinnen und Juden mir viele neue Perspektiven auf die Bibel eröffnet. Zuletzt konnte ich die Bibel bei zahlreichen Wanderungen im Heiligen Land auch geographisch besser kennenlernen. Doch zunächst der Reihe nach. Mein Studienaufenthalt wurde gefördert über den Erasmus+ und Non-EU Student Exchange Fond der Universität Wien und gleichzeitig organisatorisch unterstützt durch den deutschen evangelischen Verein "Studium in Israel". Dieser Verein organisierte für mich eine Teilnahme an Kursen für Modernhebräisch, sodass ich bereits mit mittelmäßigen Hebräischkenntnissen nach Israel kam und von meiner Ankunft an durchgehend in einem Sprachkurs (Ulpan) war. Gegen Ende meines Aufenthaltes konnte ich mich so dann fast fließend in Einzelgesprächen und kleinen Gruppen mit meinen israelischen Freunden unterhalten und konnte mit einer gewissen Anstrengung auch Kursen auf Hebräisch folgen. Gewohnt habe ich im Stadtzentrum Jerusalems neben dem "Shuk" - "Mahane Yehuda". Es ist eine sehr lebendige Gegend, täglich bekommt man am Markt frisches Obst zu günstigen Preisen und Abends ist in den Bars rundherum viel los. Die Wohnung habe ich nach längerer Suche über Facebook in einer der zahlreichen Wohnungssuchgruppen gefunden. Zusammengewohnt habe ich dann mit zwei anderen jungen israelischen Studenten, die sich von der Armee kennen und einen dritten Mitbewohner gesucht haben. Rasch sind sie zu engen Freunden geworden. Die oben erwähnten Kurse an der Universität haben mir wertvolle neue Impulse für die kritische Bibelauslegung gegeben. Ich habe noch einmal ein exegetisches Seminar und ein Proseminar besucht und konnte dabei sehr davon profitieren, Professoren zu haben, die die hebräische Bibel quasi in ihrer Muttersprache lesen und große Teile davon sogar auswendig können. Darüber hinaus hat mich methodisch sehr beeindruckt, dass meine Lehrenden viel bemühter waren, statt exegetische Methoden anhand der biblischen Texte abzuarbeiten, die Texte eigentlich zu verstehen. Besonders deutlich wurde das in dem Masterkurs zum Buch Exodus in dem wir im Seminar die Pentateuch-Quellenscheidung selber an ausgewählten Texten vollzogen haben und der Professor die Texte bei aller kritischen Wissenschaft mit großem Respekt und Liebe behandelte und uns nachvollziehbar zeigte, wie die aufgeteilten Stücke ihrerseits wieder ganze abgeschlossene Narrative ergeben. Im Unterschied zur Universität Wien ist die Hebrew University auf drei große Campusse aufgeteilt, wobei der der für Geisteswissenschaften fast ausschließlich relevant ist, etwas abseits am Berg mit großartiger Aussicht über Jerusalem liegt. Dort war vor Corona-Zeiten immer reges Treiben und man hat hier und da auch recht schnell einmal neue Leute kennengelernt. Corona im zweiten Semester hat das dann natürlich verhindert. Hier ist die Hebrew University sofort von Semesterbeginn an auf Zoom umgestiegen. Trotz aller Schwierigkeiten, die auch Fernlehre so hat, war es beeindruckend, wie sehr sich alle meine Lehrenden bemüht haben, das Beste aus der Situation zu machen. Immer wieder war es besonders in einem Land zu leben, dass selbst in seinen säkularen Gesellschaftsschichten stark geprägt ist von biblischen Narrativen. Beispielsweise setzt die israelische Serie "Ha-Yehudim Baim" – "Die Juden kommen" – im Hauptabendprogramm unter anderem klassische – oft etwas gegen den Strich gelesene – biblische Geschichten als Sketches um und erfreut sich größter Beliebtheit. Und selbstverständlich ist klassisches orthodoxes jüdisches Leben massiv geprägt von den Motiven und Inhalten der hebräischen Bibel. Das Kennenlernen von jüdischen Auslegungstraditionen, den mittelalterlichen Kommentaren wie Rashi und zahlreiche Gespräche auch mal mit ultraorthodoxen Juden, bis hin zu einer Einladung bei einem Rabbi in Mea Shearim, haben mir viele neue Einblicke in die biblischen Texte ermöglicht. Auch ein hebräischer Kurs zum Talmud war bei aller Herausforderung sehr erkenntnisreich und gab mir zum Schluss einige Impulse, die nun für eine Masterarbeit interessant sein könnten. Solange es möglich war, habe ich es auch sehr genossen, regelmäßig Synagogen für die Shabbatgottesdienste zu besuchen und hatte vor allem am Singen von Psalmen viel Freude. Ein letzter neuer Zugang zur Bibel ergab sich auch insbesondere durch Corona: Biblische Geographie. Nach dem Lockdown als es weiterhin noch gewisse Freizeiteinschränkungen gab, war eine der sichersten Beschäftigungen: Weitwandern. Israel hat einige lange Wanderwege und sehr viele Möglichkeiten unkompliziert, meist gratis zu campen. Darum habe ich an Wochenenden einige Mehrtageswanderungen unternommen. Auf diese Art und Weise nicht nur biblische Geographie, sondern so auch den ganzen Naturraum wahrzunehmen, in dem sich der Großteil der biblischen Geschichten wohl zugetragen hat, hat mir geholfen, viele biblische Geschichten besser zu verstehen. Alles in allem hat somit das eine Jahr in Jerusalem selbst mit Corona weit über meine Erwartung hinaus mich sehr beschenkt im Bezug darauf, wie ich heute mit der Bibel umgehe und mich sicherlich sehr geprägt, wie ich persönlich als auch akademisch die Bibel in meinem Leben lese.

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